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De Gustibus

DE GUSTIBUS 2020

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Zu Weihnachten stellt sich in jeder italienischen Familie die Frage: Panettone oder Pandoro? Das ist ungefähr so wie entscheiden zu müssen: Stollen oder Plätzchen. Am besten also beides. Panettone kommt aus Mailand und Pandoro aus Venetien. Der Pandoro enthält im Gegensatz zum Panettone weder Rosinen noch kandierte Früchte, wird dafür aber mit reichlich Puderzucker bestreut. Was besser schmeckt, da scheiden sich die Geister.

Aber zu Ostern? Ohne Zweifel: die Colomba. Der taubenförmige Kuchen hat eine Geschichte, die bis auf die alten Römer zurückgeht. Denn das Rezept erscheint zum ersten Mal im 1. Jahrhundert v. Chr. Plinius der Ältere beschreibt ein goldenes „Panis“ aus feinstem Mehl, Eiern, Butter und Öl. Virgil und Livius nennen es „Libum“. Zu der außergewöhnlichen Form gibt es eine Vielzahl von Legenden. Eine besagt, sie sei zu Ehren des Sieges der Langobarden 1176 gegen das Heilige Römische Reich erdacht worden. Denn zwei Tauben sollen wundersam erschienen sein und das Schlachtfeld überflogen haben. Eine andere, dass der Friedenskuchen im 6. Jahrhundert von einem jungen Mädchen als Gabe an König Alboin gebacken wurde, der mit seiner Armee vor den Toren ihrer Heimatstadt Pavia stand und einen Tribut verlangte. Die Colomba schmeckte ihm so gut, dass er weiterzog und Pavia verschonte.

Doch wem dafür zu danken ist, dass wir noch heute die Colomba zu Ostern genießen können, ist ein bestimmter Dino Villani. Der spätere Erfinder (zusammen mit dem genialen Drehbuchautor Cesare Zavattini) des heute immer noch erfolgreichen Miss Italia-Schönheitswettbewerbs arbeitete in den 1930er Jahren beim Süßwarenhersteller Motta in der Werbeabteilung. Er dachte sich: was macht man nach Weihnachten mit dem ganzen übriggebliebenen Teig und den restlichen Zutaten der vielen Panettones und Pandoros? Und so erweckte er die inzwischen vergessene Colomba wieder zum Leben. Ähnliche Zutaten, andere Saison. Wie so oft in der Geschichte entsprang auch hier die Idee wirtschaftlicher Findigkeit.
Seither ist die Colomba zu Ostern nicht mehr von den Tischen der Italiener wegzudenken. Das Originalrezept aus Mehl, Butter, Eiern, Zucker, natürlicher Hefe, die bis zu 30 Stunden braucht, um luftig aufzugehen, und kandierten Orangenschalen, überzogen mit einer feisten Mandelglasur ist die feinste Ode an den Frieden, die der Gaumen sich vorstellen kann.

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