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Schwelgen im Genuss – ein italienisches Stillleben des Malers Theo van Brockhusen

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„Italiensehnsucht!“ – das ist der Titel einer Ausstellung, die von November bis Februar im Museum im Kulturspeicher in Würzburg hinter pandemiebedingt verschlossenen Türen schlummerte. Dennoch hat das Museum via Internet immer wieder Botschaften aus dieser so gut in unsere Zeit passenden Schau in die Welt versendet, und so wurde auch das Gemälde eines bislang fast unbekannten Künstlers doch noch Gegenstand der Bewunderung vieler: Theo van Brockhusen (1882–1919) hatte während eines Stipendienaufenthaltes an der Villa Romana in Florenz 1913 den „Blick von der Villa Romana auf die Silhouette der Stadt Florenz“ gemalt – ein Bild, das vieles in sich bündelt, was wir „Nordländer“ mit Italien verbinden und aktuell vermissen: Karaffen mit Wein, Öl und frischem Wasser, reifes Gemüse und pralle Früchte sind einladend auf dem Tisch ausgebreitet. Dahinter blickt man über eine steinerne Balustrade hinweg auf die alte Kulturstadt Florenz. In der Ferne erhebt sich die berühmte Domkuppel vor den blau gefärbten toskanischen Hügeln. Fruchtbar wirkt die Landschaft und reich, das satte Grün der Vegetation wird durch die dazwischen aufblitzenden roten Dächer in seiner Leuchtkraft gehoben.

Der Sinnlichkeit der Darstellung entspricht die der Malerei: In satten, pastosen Ölfarben hat Theo van Brockhusen gemalt, der Pinselstrich – breit, großzügig und schnell aufgetragen – wirkt überaus belebt. Man spürt förmlich die Inspiration des Künstlers angesichts der Freiheit, unbelastet von finanziellen Sorgen im „Land, wo die Zitronen blühen“ malen zu können. Die Villa Romana war ein deutsches Künstlerhaus, das 1905 von dem Maler und Grafiker Max Klinger gegründet wurde. Unterstützt von Unternehmern des Kaiserreiches, wurde es nie verstaatlicht, sondern die Leitung und die Auswahl der Stipendiaten verblieb in der Hand des Deutschen Künstlerbundes. Entsprechend war die Villa Romana – und dies wurde vor allem in der Zeit des „Dritten Reiches“ entscheidend – ein Hort der Liberalität und des freien Lebensgefühls.

Während andere Künstler, wie etwa Ernst Barlach, die Zeit der kreativen Freiheit vor allem nutzten, um das italienische Lebensgefühl auf sich wirken zu lassen, war Theo van Brockhusen in seiner Florentinischen Zeit überaus produktiv. Es wird erzählt, dass vor seiner Ankunft eine kaum bewegbare, riesige Kiste in der Villa eintraf, in der der Hausmeister Eisen vermutete. Statt dessen war die Kiste mit großformatigen Keilrahmen gefüllt, deren fertig aufgespannte Leinwände Theo van Brockhusen eine nach der anderen fleißig bemalte. Darüber freute sich sicher auch sein Kunsthändler, der berühmte Galerist des Impressionismus Paul Cassirer, bei dem er seit 1906 unter Vertrag stand und dem er fast seine gesamte Produktion übergab. Zwei Jahre nach seinem florentinischen Aufenthalt war Brockhusen jedoch so erfolgreich, dass er sich von seinem Galeristen lösen und seine Arbeiten freier verkaufen konnte. Sein gemäßigt expressionistischer Stil, der auch die Inspiration durch die Malerei Vincent van Goghs verrät, kam beim Publikum gut an.
Van Brockhusen gehört damit zu einer Vielzahl von Künstlern gerade des frühen 20. Jahrhunderts, die zu ihrer Zeit überaus erfolgreich waren, heute jedoch fast vergessen sind.
Gruppenausstellungen wie die „Italiensehnsucht!“ laden dazu ein, sie wieder zu entdecken. Die Ausstellung war bis Ende Mai in den Kunstsammlungen Zwickau digital zu sehen und kann im kommenden Sommer vom 18. Juni bis 19. September im August Macke Haus in Bonn besucht werden.

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