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Venedig Biennale 2022

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Über den renommiertesten Bildhauer seiner Zeit

Seit 1895 findet alle zwei Jahre die Kunstbiennale in Venedig statt, doch es ist das erste Mal, dass eine Italienerin das Ruder übernimmt. Cecilia Alemani hat unter dem Titel „The Milk of Dreams“ eine Ausstellung kuratiert, die Nahtstellen zum Surrealismus sucht. Der Titel bezieht sich auf das gleichnamige Buch von Leonora Carrington, die dieser Kunstbewegung angehörte und mit Max Ernst eine bewegte Beziehung hatte. In den langen Hallen der Seilereien des Arsenales erstrecken sich eine Reihe von oft monumentalen Werken Künstlern unterschiedlichen Schlages und Epoche. Einen Leitfaden sucht man vergeblich, aber vielleicht ist das gerade die Idee dahinter. Neben einzelnen interessanten Werken, wie z.B. den großen Bronze-Reliefs von Louise Nevelson oder den „Flammenbildern“ von Jessie Homer French wird es in den Giardini, den großen Gärten im Viertel Castello interessanter.
Hier befinden sich die unabhängig kuratierten Länderpavillons. Der italienische Pavillon präsentiert sich visionär mit einer Installation von Gian Maria Tosatti, die sich über ein ganzes Gebäude ausbreitet und den Nachgeschmack einer postapokalyptischen Welt hinterlässt. Uganda zeigt in der Ausstellung „Radiance“ die handgeflochtenen Skulpturen von Acaye Kerunen und die farbenfrohen, aber sozialkritischen Bilder von Collin Sekajugo. Das Land nimmt zum ersten Mal Teil und wurde gleich mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

Jonathas de Andrade spielt im brasilianischen Pavillon mit überdimensionierten Körperteilen. So muss man zum Beispiel, um in die Ausstellung zu gelangen durch eine Plastik eines riesigen Ohres treten. Den goldenen Löwen für die beste Länderteilnahme gewann England mit Sonia Boyce’s „Feeling Her Way“. Während Simone Leigh, die dieses Jahr auch den US-Pavillon bespielt, den goldenen Löwen für beste Künstlerin erhielt. Somit gehen die drei wichtigsten Auszeichnungen an schwarze Künstlerinnen.

Aus den zahlreichen Nebenveranstaltungen sticht die Ausstellung der Fondazione Prada in den Räumlichkeiten der Ca’ Corner de la Regina heraus, die das menschliche Gehirn zum Thema hat. Der kuratorische Ansatz bringt Wissenschaft, Kunst, Geschichte und Literatur zusammen, um sowohl Aufschluss zu geben als auch neue Fragen in den Raum zu werfen. Wie immer gibt es in Venedig zur Biennale-Zeit so viel Kunst zu sehen, dass man den Besuch besser auf mehrere Tage aufteilt. So kann man das Zeitgenössische auch kurz pausieren, in eine der hundert Kirchen treten, und sich mit einem Tintoretto, Giorgione oder Tiziano die Augen auffrischen.

Damiano Femfert

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