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De Gustibus

DE GUSTIBUS 2024

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Italien ist ein Land der Rituale, doch es gibt eins, das über alle anderen siegt. Und zwar morgens aufzuwachen, aus dem Haus zu gehen, in die Bar oder Pasticceria des Vertrauens zu treten, und zwei Worte auszusprechen, die so süß klingen, dass mir sogar jetzt beim Schreiben das Wasser im Mund zusammenläuft: Cappuccino e cornetto.

Das italienische Cornetto ist nicht mit dem französischen Croissant zu verwechseln, obwohl beide auf denselben Traum zurückgehen. Und zwar den des Großwesirs Kara Mustafa Europa zu unterjochen. Er platzte 1683 nach der gescheiterten Belagerung Wiens. Einige Türken sollen nachts einen Tunnel unter die Befestigungsmauer gebuddelt und in einer Bäckerei gelandet sein. Bäcker sind aber bekanntlich Frühaufsteher, sie bemerkten die Eindringlinge rechtzeitig und schlugen Alarm. Zur Feier über den Sieg backten sie eine festliche Leckerei und so entstand das Kipferl in Form des muslimischen Halbmondes.

Die Neuigkeit erreichte über die Handelswege Venedig, wurde von den dortigen Konditoren verschönert und mit Düften von Zitrusfrüchten verfeinert und bald in den Rest der Peninsula exportiert. Das Croissant (von croître = zunehmen, wie der Mond oder der Bauch des Essenden) wurde erst zweihundert Jahre später in der Pariser Boulangerie Viennoise erfunden und unterscheidet sich hauptsächlich durch den Verzicht von Eiern im Teig.

Die Türken ließen in ihrer Flucht mit Kaffeebohnen gefüllte Säcke liegen, bis dahin in Europa fast gänzlich unbekannt. Dank des Fundes wurde das erste Wiener Kaffeehaus eröffnet und es war eine derartige Besonderheit, dass der Papst einen Gesandten aus Rom schickte, um nach dem Rechten zu sehen. Bruder Marco d’Aviano war Kapuziner und als er seinen ersten Kaffee kostete, fand er ihn unerträglich bitter.
Zucker war keine Option, wurde er doch von den ‚Ungläubigen‘ hergestellt, also versuchte er ihn mit christlicher Milch zu beschwichtigen und dank all dieser glücklichen Fügungen haben wir bis heute ‚Kapuziner und Kipferl‘!

 

Damiano Femfert

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